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Ein Bad für den Bahnhofsvorstand

 

Im Jahre 1908 stellte der Wehrer Bahnhofsvorstand Stephan einen Antrag um Errichtung einer Badeeinrichtung in seiner Dienstwohnung.

Anscheinend wollte sich aber die Bahnverwaltung vor dem Einbau einer Badegelegenheit in der Dienstwohnung drücken, aber trotzdem dafür besorgt sein, einen "sauberen" Bahnhofsvorstand zu haben.

Die Betriebsinspektion Basel schrieb deshalb am 10. Februar 1908 an die Gemeinde Wehr:

"Wir ersuchen um gefl. Mitteilung, ob und welche Badeeinrichtungen am dortigen Platze bestehen, die für das gesammte Publikum zugänglich sind. Welcher Art sind diese Einrichtungen (Brause = Wannenbäder) mit einer oder mehreren Zellen, sind Beschränkungen auf bestimmte Tage und Stunden für Männer, Frauen und Kinder vorgesehen und wieviel beträgt die Taxe? Soviel uns bekannt, hat das dortige Krankenhaus eine solche Einrichtung, die auch Privatpersonen zugänglich sein soll.Wird diese Badeeinrichtung von Privatpersonen benützt oder liegen Bedenken vor, welche mit Rücksicht auf die vorzugsweise Benützung durch die verschiedenartigen Kranken im Krankenhaus der Besuch dieser Bäder von Personen außerhalb des Krankenhauses nicht angetan erscheinen lassen? Können im Sommer auch Flußbäder (gemeint ist wohl in der Wehra oder im Haselbach) genommen werden? Für eine baldgefl. Beantwortung wären wir Ihnen sehr verbunden und sprechen für die Mühewaltung im Voraus unseren Dank aus. Achtungsvoll- -"

Und am 14. Februar 1908 schrieb

"Badeeinrichtungen betr.

Mit durchl. Ersuchen Wohl desselben vom 10. Februar d.J. beehren wir mitzuteilen:
Im hiesigen Spital ist ein Badezimmer mit 2 Badewannen u. Brause nebst Schwitzkasten vorhanden, welche allerdings zum Gebrauch für die Kranken im Spital eingerichtet, aber auch für das Publikum zugänglich sind.
Es sind keine Beschränkungen für Badbesucher, jedoch müssen dieselben vorher den Schwestern im Spital Nachricht geben, auf welche Zeit sie zu baden wünschen, daß sich diese danach richten können. Ein gewöhnliches Bad kostet 40 Pfennig, ein Bad mit vorherigem Schwitzbad, Brause etc. 80 Pfennig. Diese Badeinrichtung wird Sommerszeit von Privatpersonen benützt, jedoch nur in geringem Umfang.
Bedenken liegen keine vor, weil für solche Kranken im Spital, welche mit ansteckenden Krankheiten behaftet sind, eine besondere Badeinrichtung in dem Absonderungshaus beim Spital eingerichtet ist.
Auch können keine Flußbäder genommen werden.
Sonstige Badeeinrichtungen bestehen noch im Hotel Wehrahof, dahier. Diese wird aber auch nur von Witschaftsgästen benützt.
Ad. Trefzger, Bürgermeister".

Und die Großh. Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahnen traf dann am 4. März 1908 folgenden Entscheid:

"Bitte des Stat.V. Friedrich Stephan in Wehr um Erstellung einer Badeeinrichtung betr.

Dem Gesuch kann wegen der nicht unwesentlichen Kosten, der zu erwartenden Berufungen und, da außerdem in Wehr Gelegenheit zum Baden vorhanden ist, nicht entsprochen werden.
Der Gesuchsteller wolle hiervon verständigt werden."

Der Entscheid wurde am 10. März 1908 dem Wehrer Stationsvorstand eröffnet.

Wieviele Bahnhofsvorsteher in den folgenden Jahren einen erneuten Antrag um Einbau eines Bades in der Vorsteher-Wohnung gestellt haben, ist nicht bekannt.
Es dauerte noch bis zum Herbst 1966, bis der Bahnhofsvorsteher endlich sein Bad erhielt.

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