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Durchschlag am Katzenbergtunnel

Am 30. Oktober 2007 wurde am Nordportal des Katzenbergtunnels in Bad Bellingen der Durchschlag der beiden Tunnelvortriebsmaschinen gefeiert. Zahlreiche Gäste nahmen auf dem präparierten Gelände der Baustelle an der Zeremonie teil.

In zahlreichen Reden wurde auf die Bedeutung des drittlängsten Eisenbahntunnels in Deutschland eingegangen, der die bisherige kurvenreiche Strecke zwischen Schliengen und Haltingen als drittes und viertes Schnellfahrgleis ergänzt.

Gleichzeitig ist der Tunnel der längste, zweigleisige Einröhrentunnel in Deutschland. Die Länge der Tunnelröhren beträgt jeweils 9 385 Meter, davon wurden 8 984 Meter in bergmännischer Bauweise erstellt. Im Süden schließen sich 115 Meter, im Norden 286 Meter in offener Bauweise an.

Gebaut wurde er mit zwei je 220 Meter langen, 2500 Tonnen schweren, eigens konstruierten Tunnelvortriebsmaschinen der Fa. Herrenknecht mit einem Schilddurchmesser von jeweils 11,6 Meter Durchmesser.

Werner W. Klingberg (Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für die Region Südwest und das Land Baden-Württemberg) dankte allen am Bau beteiligten für ihre Arbeit und gedachte des einzigen tödlichen Arbeitsunfall. Auf der Baustelle mit 400 Arbeitsplätzen wurde rund um die Uhr gearbeitet, lediglich am Tag der Heiligen Barbara, den 4. Dezember und während ein bis zwei Wochen an Weihnachten ruhten die Arbeiten.

Nachdem am 20. Mai 2005 die Arbeiten an der Oströhre begannen, erfolgte der Arbeitsbeginn an der Weströhre zeitversetzt am 28. Oktober 2005. Dadurch sollten Erschütterungen von zwei parallel arbeitenden Maschinen vermieden werden. Der Durchschlag der Oströhre erfolgte am 20. September 2007, die Weströhre folgte am 2. Oktober 2007.

In seiner weiteren Rede ging er vor allem auf technische Daten ein. Insgesamt wurden über 63 000 Tübbinge (Betonringe) eingebaut. Ende 2008 soll der Rohbau fertig gestellt sein. 2009 beginnen dann die Ausrüstungsarbeiten wie das Verlegen der Festen Fahrbahn und der Elektrifizierung. Ab Fahrplanwechsel Dezember 2012 soll der Tunnel kommerziell in Betrieb gehen, indem tagsüber alle Fernreisezüge zwischen Schliengen und Haltingen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h durch den Katzenbergtunnel geleitet werden, nachts soll der schnelle Güterverkehr die bestehende Strecke entlasten.

Dipl.-Ing. Wolfgang Feldwisch (DB Netz AG, Leiter Großprojekte) überbrachte Grüße vom Vorstand der DB Netz AG. In seinen Ausführungen kündigte er die Eröffnung für Test- und Inbetriebnahmefahrten im Dezember 2011 an.

Die beiden eingleisigen Tunnelröhren sind alle 500 Meter durch 19 Verbindungs- und Rettungsstollen verbunden. Ebenfalls gebaut wurden zwei 65 Meter hohe Lüftungsschächte. 2,4 Millionen m³ Abraum wurden umweltfreundlich mittels Förderband im nahe liegenden Steinbruch Kapf eingebracht.

Insgesamt stellten die schwierigen geologischen Verhältnisse die beteiligten Firmen immer wieder vor neue Herausforderungen. Die größten Schwierigkeiten brachten bei Tunnelmeter 3700 starke Wassereinbrüche (50 Liter / Sekunde). Das technische Baukonzept hat sich auf jeden Fall bewährt, die Erfahrungen aus dem Bau des Katzenbergtunnels wird in den Bau der zahlreichen Tunnel der Projekte Neubaustrecke Nürnberg - Erfurt - Leipzig, Wendlingen - Ulm und beim Projekt Stuttgart 21 einfliesen.

Herr Feldwisch dankte abschließend den Gemeinden Efringen-Kirchen und Bad Bellingen mit ihren Bewohnern für das Verständnis für die während der Bauarbeiten entstandenen Belastungen.

Rudolf Köberle (MdL, Staatssekretär im Innenministerium des Landes Baden-Württemberg) würdigte in Vertretung von Ministerpräsident Oettinger und der Landesregierung das Projekt als größte Tunnelbaustelle Deutschlands.

Nach den Beschlüssen zum Projekt Stuttgart 21 (europäische Magistrale Paris - Bratislava) rückt nun die Neu- und Ausbaustrecke Karlsruhe - Basel in den Mittelpunkt der Bahnprojekte in Baden-Württemberg. Ein für das Land sehr wichtiges Projekt, wie er betonte. Die Landesregierung stelle nun zusätzliche Planungskapazitäten beim hierfür zuständigen Regierungspräsidium in Freiburg bereit, um die weiteren Planungen, u. a. für verbesserten Lärmschutz und bessere Trassierungen zügig angehen zu können.

Am Rande erwähnte er auch die über 25 000 Einsprüche gegen das Projekt (Strecke Offenburg - Schliengen), die inzwischen eingegangen sind.

Marion Caspers-Merk (MdB, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Tunnelpatin Oströhre) stellte ihre hier ausgeübte Doppelfunktion vor.

Sie vertritt das Bundesverkehrsministerium und überbrachte die Grüße des Bundesverkehrsministers. Gleichzeitig ist sie eine der beiden Tunnelpaten, die eine sehr persönliche Beziehung zum Tunnel hat: Sie wohnt praktisch über der Tunnelstrecke und fährt oft an der Baustelle vorbei.

Während des Baus besuchte sie viermal die Tunnelbauer und sprach ihren Dank an sie aus. Auch erwähnte sie das InfoCenter in Efringen-Kirchen, das ein wahrer Besuchermagnet für die Region geworden ist und bis zum Ende der Bauarbeiten den Besuchern weiterhin zur Verfügung steht.

In ihren Ausführungen sprach sie von einem nicht einfachen Gesprächspartner Deutsche Bahn, trotzdem konnten zahlreiche Schwierigkeiten überwunden werden.

Beispielhaft erwähnte sie das Gerangel um das Rettungskonzept während des Tunnelbaus, das Konzept Förderband zum Steinbruch Kapf und die Staubemissionen.

Die Finanzierung ist bis Ende 2011 gesichert, es stehen hierfür 548 Millionen Euro bereit. Ebenfalls gesichert sind 25 Millionen Euro für die Planung der Anschlussstrecken.

Das Wachstum des Schienengüterverkehrs 2006 um 10,5 % und die allseits erhobene Forderung "Güter auf die Bahn" macht deutlich, dass die Anforderungen an den Lärmschutz steigen müssen. Ihrer Meinung nach muss deshalb bei den Anschlussstrecken diesbezüglich deutlich nachgebessert werden, die gesamte Neubaustrecke braucht politisch mehr Akzeptanz. Es muss nun alles daran gesetzt werden, dass wie beim Projekt Stuttgart 21 für die weiteren Planungen der Neubaustrecke nun Land und Bund an einem Strang ziehen.

Edgar Schömig (Vorstand Ed. Züblin AG) begann seine Rede mit einem Rückblick auf die Andrehfeier 2005 bei Baubeginn in Efringen-Kirchen. Sein Schwerpunkt lag bei den Schwierigkeiten beim Bau. Die beiden Tunnelvortriebsmaschinen mussten ständig an die sich ändernden geologischen Bedingungen angepasst werden.

Bis zum Tunnelmeter 7500 galt das Hauptaugenmerk auf das Bauwerk, danach der Bebauung des zu unterfahrenden Rutschhanges der Gemeinde Bad Bellingen.

Dank umfangreicher Großversuche ergaben sich keine nennenswerten Schäden. Eine geplante Evakuierung der Schule wurde nicht notwendig, da die Unterfahrung in der Ferienzeit stattfand. Die Vortriebsleistung der beiden Maschinen betrug zwischen 0,5 Meter und der Höchstleistung von 33 Meter am Tag, die bezeichnenderweise am 1. Mai 2007 erreicht wurde. Insgesamt bot der Tunnelbau über 400 Arbeitsplätze.

Inken Oettinger (Tunnelpatin Weströhre), die Frau des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Günther H. Oettinger ist die zweite Tunnelpatin. Ihr Dank galt allen am Bau beteiligten Arbeitern. Ausführlich ging sie auf die Schutzpatronin der Tunnelbauer, der heiligen Barbara ein.

Anschließend erteilten die Vertreter der örtlichen Kirchen den Segen für das Tunnelbauwerk.

Per Knopfdruck lösten die beiden Tunnelpaten den symbolischen Akt zum Durchschlag des Tunnels aus, indem ein Vorhang zu Boden fiel, der die beiden Bohrschilde der Tunnelvortriebsmaschinen verdeckte.

Anschließend kletterten die Tunnelbauarbeiter aus den Bohrschilden und stellten sich der Presse zum Gruppenfoto.

Mit einem Imbiss im extra aufgestellten Festzelt wurde die gelungene Veranstaltung beendet.

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